Hat Coca-Cola den Weihnachtsmann erfunden?
Betreibt Coca-Cola kulturelle Aneignung? Wie die Weltmarke aus Atlanta das moderne Bild des Weihnachtsmanns prägte.
16. Dezember 2024 Lesezeit: 6 Min
Inhalt
Die Herkunft: Von Nikolaus zu Sinterklaas
Die Figur des Weihnachtsmanns hat tiefe historische Wurzeln. Ursprünglich basiert er auf der Gestalt des heiligen Nikolaus von Myra, einem Bischof aus dem 4. Jahrhundert, der für seine Großzügigkeit und Nächstenliebe bekannt war. Seine Legende verbreitete sich über die Jahrhunderte in Europa und inspirierte den niederländischen „Sinterklaas“. Der name Sinterklaas ist die verkürzte Form von Sankt Niklas. Niederländische Einwanderer brachten diese Figur nach Nordamerika, wo sie sich schließlich zur modernen Version des Santa Claus entwickelte.
Die Verschmelzung von Traditionen und kreativer Neuinterpretation formte Santa Claus zu der freundlichen, bärtigen Figur, die heute weltweit bekannt ist. Die entscheidende visuelle Prägung erhielt er erst im 20. Jahrhundert – durch Coca-Cola.
Der Weihnachtsmann von Coca-Cola
Obwohl Coca-Cola den Weihnachtsmann nicht erfunden hat, spielte das Unternehmen eine zentrale Rolle in der Popularisierung seines heutigen Erscheinungsbildes. 1931 beauftragte Coca-Cola den Illustrator Haddon Sundblom, eine Weihnachtskampagne zu gestalten. Ziel war es, Santa Claus als sympathischen Markenbotschafter einzusetzen, der mit Freude, Genuss und Gemeinschaft verbunden wird.
Was ist vom Original übernommen?
- Die Kleidung: Nikolaus und seine Abwandlung, der Weihnachtsmann, trug schon in früheren Darstellungen einen roten Mantel, oft mit weißem Besatz. Diese Farbwahl war jedoch nicht standardisiert; auch grüne oder braune Gewänder waren üblich.
- Der Bart: Der weiße Bart war ebenfalls ein bestehendes Element, das aus früheren christlichen und volkstümlichen Traditionen übernommen wurde.
- Seine Rolle: Als großzügiger, wenngleich strenger Gabenbringer war Nikolaus bereits ein Symbol für Güte und Festlichkeit.
Was hat Coca-Cola hinzugefügt?
- Einheitliches Design: Sundbloms hat den Weihnachtsmann rundlich, warmherzig und freundlich gestaltet. Ein Genießer, der perfekt zur Botschaft von Coca-Cola passte. Diese Darstellung wurde schließlich zum Standard.
- Farbschema: Coca-Cola nutzte die hauseigenen Farben Rot und Weiß und prägte so das heutige Farbschema des Weihnachtsmanns.
- Globalisierung: Durch umfassende Werbekampagnen verbreitete Coca-Cola dieses Bild weltweit, sodass andere Darstellungen weitgehend in den Hintergrund traten.
„Coca-Cola ist und bleibt ein Synonym für Weihnachten.“
Florence Wheatley, Coca-Cola Marketing
Coca-Colas Version von Santa Claus hat die Art und Weise, wie wir Weihnachten wahrnehmen, nachhaltig beeinflusst. Santa wurde durch die Werbekampagnen des Konzertns zum Symbol für Konsumfreude und zur Verkörperung festlicher Glücksmomente. Die Werbekampagnen von Coca-Cola machten den Weihnachtsmann im 20. Jahrhundert zum kulturellen Massenphänomen, das den religiösen Ursprung des heiligen Nikolaus vergessen ließ.
Lindt und der Osterhase
Coca-Cola ist nicht die einzige Marke, die eine traditionelle Figur für ihre Zwecke als Markenmaskottchen adaptiert hat. Ein weiteres Beispiel ist der Osterhase, der vom Schokoladehersteller Lindt beansprucht wird.
Ursprünge des Osterhasen lassen sich auf heidnische Fruchtbarkeitsrituale zurückführen. Schriftlich erwähnt wurde der Osterhase erstmals im 17. Jahrhundert in Deutschland. Er gilt als Bringer von Ostereiern, einem Symbol für neues Leben und Fruchtbarkeit.
Die Schweizer Schokoladenmarke Lindt adaptierte die Figur des Osterhasen als und erfand 1952 den Lindt-Goldhasen. Mit seiner goldenen Folie, der roten Schleife und dem kleinen Glöckchen wurde er zu einem der bekanntesten Symbole für die Osterzeit. Lindt schützte das Design markenrechtlich und ging mehrfach juristisch gegen andere Hersteller von Schokoladeosterhasen vor.
Maskottchen als kulturelle Symbole
Die Beispiele Santa Claus und der Osterhase verdeutlichen, wie Marken kulturelle und traditionelle Figuren für kommerzielle Zwecke nutzen und sie zu Maskottchen der eigenen Werbelinie erheben, um Produkte und Markenwerte zu transportieren. Indem sie solche Figuren neu interpretieren, verschieben sie oft deren ursprüngliche Bedeutung hin zu Assoziationen mit Konsum und Markenloyalität.
Der heilige Nikolaus, der einst ein Symbol für christliche Nächstenliebe und die Freude des Schenkens war, wurde durch Coca-Cola zu einem weltweiten Werbebotschafter transformiert, der für Genuss und Geselligkeit steht. Der Osterhase, mit Wurzeln in heidnischen und christlichen Traditionen, hat eine ähnliche Entwicklung durchlaufen.
Solche Transformationen schaffen nicht nur neue Kontexte, die fest im kulturellen Gedächtnis verankert werden, sondern unterstreichen auch, wie stark Marken die Wahrnehmung und Bedeutung traditioneller Symbole umzudeuten vermögen.
Fazit: Coca Cola und Santa Claus
Coca-Cola hat den Weihnachtsmann zwar nicht erfunden, aber entscheidend dazu beigetragen, sein heutiges Bild zu prägen. Aus dem gütigen Bischof wurde ein Opa, der für Genuss und Geselligkeit steht. Ähnlich wie Lindt mit dem Goldhasen hat die Marke eine traditionelle Figur neu interpretiert und sie zu einem globalen Symbol gemacht.
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Armin Bonelli
16. Dezember 2024
Lesezeit: 6 Min