Gefälschte Marken im Urlaub kaufen – darf man das?
Gefälschte Taschen und Kleidung für den Privatgebrauch zu kaufen und nach Deutschland oder Österreich einzuführen, ist hierzulande nicht verboten. Es birgt dennoch verschiedene Risiken.
10. Juni 2024 Lesezeit: 7 Min
Inhalt
- Das Geschäft mit Fälschungen boomt
- Produktpiraterie – wieso sind Kopien eigentlich illegal?
- Was ist der Unterschied zwischen Fälschung, Plagiat und Replikat?
- Welcher Schaden entsteht durch Produktfälschungen?
- Warum kaufen Menschen gefälschte Produkte?
- Das sind die Risiken beim Kauf gefälschter Produkte
- Woher kommen Replikas und Fälschungen?
- Wie erkennt man, ob es eine Fälschung ist?
- Wie erkenne ich bei Pre-Owned Taschen ob sie echt sind?
In vielen Urlaubsorten und auch im Internet stößt man auf ein riesiges Angebot an gefälschten Markenprodukten oder nachgeahmten Luxus-Artikel. Produktfälschungen sind Kopien von Originalprodukten. Dabei reicht das Spektrum von billigen Fälschungen, die man sofort als solche erkennt, bis hin zu hochwertigen Nachbildungen, die oft von Experten nicht mehr als solche zu erkennen sind.
Das Geschäft mit Fälschungen boomt
Am Strand in Italien oder am Basar in der Türkei, gerade im Urlaub ist das Angebot der teuren Marken groß, oft zu einem Spottpreis. Es handelt sich um gefälschte Produkte: Handtaschen, Parfüm, Jeans, Uhren, Elektrogeräte und sogar Arzneimittel.
Die Qualität der Fälschungen reicht von der Billig-Kopie, die auf den ersten Blick erkennbar ist, bis hin zu hochwertigen Replikaten inklusive gefälschtem Echtheitszertifikat, die nicht vom Original zum unterschieden sind. Mittlerweile gibt es sogar exklusive Läden, die hochwertige Fälschungen um mehrere hundert Euro anbieten – immer noch deutlich günstiger als das luxuriöse Original.
Produktpiraterie – wieso sind Kopien eigentlich illegal?
Die Hersteller der Originalprodukte registrieren ihre Entwürfe und Erfindungen als Marke oder als Gebrauchsmuster, um ihre Investitionen in die Entwicklung, Bewerbung und Vermarktung des Produkts vor Nachahmern zu schützen.
„Nachgemacht werden vor allem Produkte, die einen hohen Sex-Appeal für die Verbraucher haben. Dabei ist es egal, ob es sich um das neue Trikot der Fußballnationalmannschaft, eine Handtasche von Louis Vuitton oder eine Schweizer Luxusuhr handelt.“
Martin Fassnacht, Marketing-Experte
Auf vernetzten, globalen Märkten ist dieser Markenschutz nicht immer wirksam. Das zeigt die wachsende Zahl an gefälschten Gütern einerseits, und die zunehmende Bereitschaft der Konsumenten, nachgemachte Produkte zu erwerben andererseits.
Was ist der Unterschied zwischen Fälschung, Plagiat und Replikat?
Unter einer „Markenfälschung“ versteht man im Wesentlichen zwei Arten der Produktpiraterie: Fälschung und Plagiat.
Bei einer Fälschung handelt es sich um den Versuch, ein Originalprodukt exakt zu kopieren. Verpackung und Produktname des Originalherstellers sind identisch, die Inhaltsstoffe und Materialien sind jedoch meist qualitativ minderwertiger als die des Originals. Bei einem Plagiat handelt es sich um eine Nachahmung. Ein Plagiat weist häufig einen abgewandelten Markennamen und ein leicht verändertes Produktdesign auf, ist dem Original jedoch erkennbar ähnlich.
Auf einigen Webseiten bewerben die Anbieter ihre Ware als Replica oder Replikat. Diese Begrifflichkeit wird von Fachleuten als Beschönigung angesehen. Der Begriff Replikat bzw. Replica soll die Tatsache verschleiern, dass es sich bei den angebotenen Artikeln um illegale Kopien handelt.
Welcher Schaden entsteht durch Produktfälschungen?
Eine Studie der Europäischen Agentur für geistiges Eigentum (EUIPO) ermittelte, dass gefälschte Waren erhebliche wirtschaftliche Schäden für europäische Hersteller verursachen. Laut dieser Studie würden sich die Umsatzverluste auf etwa 16 Milliarden Euro pro Jahr belaufen. Damit gingen in der EU geschätzte 200.000 Arbeitsplätzen verloren, davon 40.000 allein in Deutschland. Am meisten betroffen ist der Bekleidungssektor.
Diese Kalkulation geht freilich von der Voraussetzung aus, dass die Käufer der Fälschungen auch bereit wären, den Kaufpreis für das jeweilige Original zu berappen.
Warum kaufen Menschen gefälschte Produkte?
Der Hauptgrund ist natürlich, dass der Preis für das Originalprodukt als zu hoch empfunden wird. Die Studie der EUIPO ergab, dass ein Drittel der Europäer kein Problem damit haben, gefälschte Produkt zu kaufen, wenn der Originalpreis sehr hoch ist.
Bei jüngeren Menschen ist der Anteil noch höher. Bei einer Umfrage in der EU unter mehr als 22.000 jungen Menschen im Alter von 15 bis 24 Jahren gaben mehr als die Hälfte der Befragten an, im letzten Jahr mindestens ein gefälschtes Produkt online gekauft zu haben.
Das sind die Risiken beim Kauf gefälschter Produkte
Es ist nicht verboten, Fakes oder Dupes, wie Produktfälschungen genannt werden, für den Eigenbedarf zu erwerben und nach Deutschland, Österreich oder die Schweiz einzuführen.
In Italien verboten
In Italien kann der Kauf von gefälschten Designertaschen dagegen rechtliche Konsequenzen haben. Dort fällt dies unter den Tatbestand des „Erwerb von Waren verdächtiger Herkunft“. Für den Kauf von gefälschten Waren ist zumindest theoretisch eine Verwaltungsstrafe von bis zu 7.000 Euro vorgesehen. In anderen Urlaubsländern ist es sinnvoll, sich genau zu informieren.
Der Handel ist illegal
Illegal und somit strafbar ist in jedem Fall auch bei uns der gewerbliche Handel mit Fälschungen. Achtung: Gerichte gehen davon aus, dass bereits ein solches gewerblicher Handel vorliegt, wenn Sie nur 2 oder 3 gefälschte Replikas kaufen.
Probleme beim Zoll
Wer im Internet Markenfälschungen bestellt, muss damit rechnen, dass der Zoll das Paket beschlagnahmt. Besteht der Verdacht, dass die Produkte zum Zwecke des Weiterverkaufs eingeführt wurden, kann der Zoll diese einbehalten und vernichten.
Medikamente unbekannter Herkunft
Vom Erwerb und der Einnahme gefälschter Medikamenten wird grundsätzlich abgeraten. Im günstigsten Fall bleiben die Medikamente wirkungslos. Im schlimmsten Fall kann es jedoch zu Nebenwirkungen kommen, die sogar lebensbedrohlich sein können.
Kann Giftstoffe enthalten
Aber auch Taschen und Kleidung können gesundheitliche Risiken bergen. Labortests eines gefälschten Rucksacks aus China zeigten: Er war mit krebserregenden Schwermetallen belastet und damit gesundheitsgefährdend.
Woher kommen Replikas und Fälschungen?
Die Volksrepublik China ist mittlerweile Weltmarktführer in der Produktion von Plagiaten und Fälschungen. Viele Regionen des Landes sind ganz auf die Produktion von Fälschungen ausgerichtet. Experten schätzen, dass 70 Prozent aller verkauften Fälschungen aus China stammen.
Wie erkennt man, ob es eine Fälschung ist?
Preis - In der Regel sind sich Konsumenten bewusst, wenn sie im Begriff sind, eine Fälschung zu erwerben. Das wichtigste Unterscheidungskriterium ist der Preis. Luxusmarken geben in der Regel keine Rabatte, daher ist ein schneller Preis-Check im Internet eine zuverlässige Methode, Fakes zu erkennen. Sie sind meist deutlich billiger als das Original.
Umgebung - Die Umgebung ist der zweite Indikator. Am Strand oder am Basar wird man keine echten Markenprodukte angeboten bekommen. Die meisten Marken haben ihre eigenen Stores oder werden in Boutiquen in Innenstadtlage angeboten.
Wie erkenne ich bei Pre-Owned Taschen ob sie echt sind?
Auch der Second-Hand-Markt von Luxus-Artikeln wächst. Manchmal sind Vintage-Klassiker von Chanel und Co. sogar wertvoller als die neuen Modelle. Aber wie kann man sicher sein, dass es sich um ein Original handelt? Echtheitszertifikate helfen leider nicht weiter, da diese ebenfalls gefälscht werden.
Hier kann man nur auf vertrauenswürdige Händler setzen, die bekannt sind und ihren Ruf nicht gefährden würden, indem sie Fakes anbieten.
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* Unverbindliche Preisempfehlung
Armin Bonelli
10. Juni 2024
Lesezeit: 7 Min